Freitag, 17. Mai 2024

Lehrmeinungen (5): Center Axis Relock (CAR)

 

Der Center Axis Relock ist eine Lehrmeinung, die nie so breitflächig Verwendung fand, wie Weaver Stance oder Modern Isosceles. Als Begründer gilt der Brite Paul Castle. Populär wurde die Waffenhaltung vor allem durch den Hollywood-Filmhelden John Wick

Die Position Combat High ist das Sinnbild
der Center Axis Relock Lehrmeinung


Fotos: Strategem.at

Der im Jahr 2011 verstorbene Paul Castle entwickelte die CAR Schießtechnik ausschließlich für das Anwendungsgebiet des sogenannten kampfmäßigen Schießens. Das Center Axis Relock System fußt daher auf mehreren Annahmen, die vor allem, wenn nicht sogar ausschließlich, im Bereich des Verteidigungs- bzw. kampfmäßigen Schießens zu verorten sind.

Die Position High ist gleichzeitig eine „Retention Position“,
um Fremdzugriff auf die eigene Waffe zu verhindern



Annahmen
Paul Castle vertrat die Meinung, dass der menschliche Körper in Kampfsituationen intuitiv immer eine leicht seitliche Haltung einnimmt. Der sog. „bladed stance“ ist auch in der Lehrmeinung des Weaver Stance anzutreffen, bzw. beschreibt er auch die Grundstellung eines Boxers. Das Ziel ist, eine maximale Stabilität in der Körperhaltung zu erreichen.
In Verteidigungssituationen die Schusswaffe am ausgestreckten Arm zu halten, erschien Paul Castle nicht sinnvoll. Er favorisierte hier eine als „Retention Position“ bekannte Haltung. Mit dieser, immer nah an der Körperachse befindlichen, Waffenhaltung erschwert man der Gegenseite den Zugriff auf die eigene Waffe.
Im Center Axis Relock System dient die Retention Position nicht nur als Bereitschaftshaltung, sondern auch als Position zur Abgabe von Schüssen.

Die Position Extended ermöglicht sehr guten
Kornfokus und somit den präzisen Schuss


Lösungsansatz
Castles Idee war, eine stabile Waffenposition zu entwickeln, mit der nicht nur eine hohe Feuerkraft appliziert werden kann, sondern die vom Auszubildenden auch schnell erlernt werden kann.
Darüber hinaus dient die CAR-Waffenhaltung ebenfalls als Ausgangsposition für eventuelle Störungsbeseitigungen.
Besonderes Augenmerk legte Paul Castle auf die universelle Anwendbarkeit seiner Schießtechnik. Als ehemaligem Polizist war ihm klar, dass viele bewaffnete Konfrontationen in beengten Räumlichkeiten stattfinden, die ein lehrbuchmäßiges In-Anschlag-Bringen der Waffe a priori unwahrscheinlich werden lassen.
Die Schießtechnik sollte auch anwendbar bleiben, bspw. im Fahrzeug sitzend, beim Vorgehen von Raum zu Raum, bei der Arbeit hinter Barrikaden und Deckungen sowie im einhändigen Anschlag starke Seite / schwache Seite.

Selbst im einhändigen Anschlag besteht sehr gute
Rückstoßkontrolle auch bei schnellen Schussfolgen


Maximale Universalität
Das Center Axis Relock System ist dabei keineswegs auf die Verwendung von Kurzwaffen beschränkt. Auch für das Schießen mit Langwaffen (Sturmgewehr, Repetier- und Selbstladeflinten) oder den Einsatz sog. Less-Lethal Wirkmittel (wie Pfefferspray oder Taser) bietet CAR eine schnell zu erlernende Plattform.

Das Center Axis Relock System bietet auch
Lösungen für das Schießen im Sitzen, wie es
bspw. in einem Fahrzeug erforderlich wird


Vier Positionen
Im Center Axis Relock System gibt es vier Grundpositionen: High / Combat High / Extended und Apogee. Die Wahl der Position wird durch die zu überbrückende Entfernung zum Gegner determiniert. Die Position Apogee stellt dabei die absolute Ausnahme dar. Diese würde gemäß der Lehrmeinung erst ab einer Distanz von zehn Meter zur Anwendung kommen. Was per Definition und dem Grundgedanken des Center Axis Relock als Nahbereichs Schießtechnik widerspricht.

In der Position High wird die Kurzwaffe auf
Höhe des Brustkorbs im beidhändigen Anschlag gehalten


Position High
High und Combat High haben ihre Anwendung innerhalb der 5-feet Zone; also einer Distanz zum Gegner von bis zu anderthalb Meter.
In der Position High wird die Kurzwaffe auf Höhe des Brustkorbs im beidhändigen Anschlag gehalten. Der Körper ist dabei seitlich zum Ziel eingedreht. Eine Schussabgabe in dieser Position entspricht grundsätzlich dem Ansatz des Deutschießens; einer Schussabgabe ohne bewusstes Nutzen der Visierung. Die Position High besitzt entfernte Ähnlichkeit mit den Positionen #2 und #3 des vierstufigen Ziehvorgangs, wie in der Lehrmeinung des Modern Isosceles (Ausgabe 73) gelehrt.

Mit der Position Extended kann bei Bedarf auch
ein Schlag hin zum Gegner aufgeführt werden


Combat High
Die Position Combat High unterscheidet sich nur durch den angehobenen Ellenbogen des Schussarms. Dadurch werden die Waffe und damit auch die Visierung auf Augenhöhe gebracht. Die Pistole befindet sich dennoch sehr nah am Körper bzw. vorm Gesicht des Schützen. Die Lehrmeinung spricht hier von etwa sieben Zentimeter Abstand zum Gesicht. Und erwähnt unmittelbar im Folgesatz, dass der Anwender seine Angst vor einer Schussabgabe in dieser sehr nahen „Retention Position“ ablegen muss. Nach kurzer Zeit des Trainings steigt die Selbstsicherheit.

Ein weiteres Beispielbild, das zeigt wie Fremdzugriff
auf die eigene Waffe verhindert werden kann


Extended High
Die Pistole wird aus der Combat High etwas nach vorn gestreckt. Gerade so weit, dass der Schütze das Korn seiner Waffe hinreichend scharf sehen kann. Paul Castle definierte diese Entfernung mit etwa dreißig bis vierzig Zentimeter vom Auge entfernt. Vergleichbar mit der Distanz, mit der man die Zeit auf seiner Armbanduhr abliest.

Center Axis Relock Position High: Der Körper steht dabei
in einer eingedrehten Haltung (sog. bladed stance)


Kornfokus
Eine Analogie zu anderen Lehrmeinungen wird hier deutlich: Auch das Center Axis Relock System favorisiert mit den Positionen Combat High und Extended die Methode des Kornfokus, um die Präzision der Schussabgabe zu erhöhen – auch wenn nur im Nahbereich gearbeitet wird.

Die Position Extended erlaubt Kornfokus, schnelle Schussfolgen
mit maximaler Rückstoßkontrolle sowie ein hohes Maß an Mobilität


Position Apogee
Wird die Pistole aus der Extended High weiter nach vorn gebracht, bis der Schütze auch seine Kimme zum Zielen nutzen kann, spricht die Lehrmeinung des Center Axis Relock von der Position Apogee. Und definiert die machbare Entfernung zum Gegner auf zehn bis maximal 14 Meter.

Hohe Feuerkraft im Nahbereich


Rückstoßkontrolle
Ein Merkmal, auf das Befürworter der Center Axis Relock Lehrmeinung abstellen, ist die enorm erhöhte Rückstoßkontrolle bei schnellen Schussfolgen. Die leicht verkantete Waffe im beidhändigen, zurückgenommenen Anschlag führt in der Tat zu weniger wahrgenommen Rückschlag.

Fazit
Neben intuitiver Körperhaltung, sehr hoher Rückstoßkontrolle und universeller Anwendbarkeit des Center Axis Relock System, wird auch gern die schnelle Erlernbarkeit hervorgehoben. All diese Merkmale treffen auf die Lehrmeinung auch zweifelsfrei zu. Der Einsatzzweck liegt eindeutig im Bereich des kampfmäßigen Schießens.

Kooperationskurs Center Axis Relock
mit Strategem und Akademie 0/500®


Service
Seminare im Center Axis Relock System werden angeboten von Heino Weiß unter www.strategem.at  (Zugangsvoraussetzungen beachten)
Für Mitte September ist ein Kooperationskurs Center Axis Relock mit Akademie 0/500® geplant



Montag, 13. Mai 2024

Tasmanian Tiger: Multipurpose Sling MkII

 

Die Auswahl des richtigen Equipments kann entscheidend sein für den Erfolg. Der Multipurpose Sling MkII aus dem Hause Tasmanian Tiger folgt genau diesem Gedanken und hat sich bereits als unverzichtbares Ausrüstungsteil etabliert. Die Merkmale des Generalisten zeigt der folgende Produkttest

Die breite Polsterung verhindert Druckstellen
und Einschneiden am Körper


Von Patrick Rinas

Wie der Name vermuten lässt, ist der Multipurpose Sling in der Version MkII der Nachfolger des regulären Multipurpose Slings von Tasmanian Tiger. Der größte Unterschied zum Vorgänger ist der Wechsel vom Konzept eines Ein-Punkt-Gurts hin zum Zwei-Punkt-Gurt, wodurch die Einsatzszenarien deutlich variabler geworden sind. Generell ist der MkII ein Paradebeispiel für durchdachtes Design. Gefertigt aus strapazierfähigem Nylon-Material, ist er kompromisslos auf Langlebigkeit ausgelegt. Durch eine von Tasmanian Tiger gewohnt erstklassige Verarbeitung mit verstärkten Nähten und hochwertigen Schnallen wird eine beeindruckende Stabilität gewährleistet. Die einstellbare Länge ermöglicht eine individuelle Anpassung an die Körpergröße und präferierte Trageweise. Der Riemen ist jedoch nicht bloß auf die taktische Umgebung beschränkt, sondern zeigt sich auch als äußerst vielseitig im zivilen Outdoor-Bereich. Fotografen, Wanderer und Bushcrafter werden die Anpassungsfähigkeit und den Tragekomfort zu schätzen wissen, wenn Sie große Taschen, die lieb gewordene Kamera oder sonstige Ausrüstungsteile sicher bei sich tragen wollen.

Gesamtlieferumfang des TT Multipurpose Sling MKII
(Foto: Hersteller)


Hervorragend adaptiert
Die Besonderheit des TT Multipurpose Sling MkII ist seine Adaptierbarkeit. Im Gegensatz zu anderen Wettbewerberprodukten liefert Tasmanian Tiger ein wahres Sammelsurium an Adaptern zum Gurt dazu. Angefangen von universellen Paracord-Schlaufen über Schlaufen aus Gurtband bis hin zum HK-Haken, sind nahezu alle Waffentypen oder auch Ausrüstungsgegenstände kompatibel. Selbstverständlich ist jeder Adapter zweifach vorhanden, sodass beide Enden des Zweipunkt-Gurts nutzbar sind. Die Adapter werden per Fastex-Schnallen mit dem Basisgurt verbunden. Ein schnelles Lösen ist somit stets gewährleistet. Eine nützliche Eigenschaft in dynamischen oder taktischen Situationen.

Reichhaltiger Adapter: HK-Haken, Paracord-,
sowie reguläre Gurtschlaufe

Gut, dass der HK-Haken dabei ist.
SP5-Besitzer freuen sich


Gut ausgestattet
Der Fokus auf ergonomisches Design macht sich beim Tragen sofort bemerkbar. Breite Polsterungen reduzieren spürbar die Belastung auf Schultern und Rücken, selbst bei längerem Einsatz. Jeder, dere den Gurt an einer Langwaffe verwendet, weiß eine Eigenschaft sehr zu schätzen: die Schnellverstellung. Mit einer kleinen praktischen Schlaufe lässt sich die Länge des Gurts mit einer Hand um etwa zehn bis 15 Zentimeter verstellen, um die getragene Waffe eng am Körper zu fixieren oder sich bei Bedarf etwas mehr Spielraum zum „Arbeiten“ zu verschaffen.

Mit der Schnellverstellung lässt sich die
Gurtlänge im Handumdrehen anpassen


Fazit
Der Tasmanian Tiger Multipurpose Sling Trageriemen in der MkII-Version ist ein durchdachtes Stück Ausrüstung und eine gelungene Erweiterung der Tasmanian Tiger Produktlinie. Mit seinem robusten Design, der einfachen Handhabung und dem hohen Tragekomfort ist er eine lohnende Investition für jeden, der auf der Suche nach einem guten (Waffen-)Gurt ist. Farblich ist er in klassisch Oliv, neutralem schwarz und, um dem Zeitgeist gerecht zu werden, auch in einem Coyote-braun erhältlich. Mit einem aufgerufenen Preis von knapp unter 50 Euro bietet er besonders in Anbetracht seines großen Lieferumfangs ein absolut lobenswertes Preis-Leistungsverhältnis.

Der Multipurpose Sling MKII angelegt
an einem HK-Clon


Technische Daten
Maße: ca. 150 x 5,5 Zentimeter
Gewicht: 280 Gramm inkl. allen Adaptern
Material: Nylon, Polyester
Farbauswahl: Oliv, Schwarz, Coyote (braun)
Preis: ca. 48 Euro


Dienstag, 7. Mai 2024

Helikon-Tex®: Utility Light Shorts und Funktions-T-Shirt

 

Dank brutalster Erderhitzung darf man ab Frühling in Mitteleuropa ja schon auf Temperaturen hoffen, die kurze Oberbekleidungsstücke notwendig machen. Helikon-Tex hilft auch hier mit kurzer Hose und T-Shirt aus der Klemme. Und überzeugt dabei wieder einmal mit Verarbeitungsqualität und Materialwahl

(Foto: Hersteller)


Von Arne Mühlenkamp

Die kurze Hose mit der Verkaufsbezeichnung Utility Light Shorts ist seit Sommer 2023 auf dem Markt. Der Name lässt Rückschlüsse auf die Nutzens-Steigerung des Kleidungsstücks „Shorts“ zu. Helikon-Tex hatte dabei vor allem das Ziel vor Augen, eine kurze Sporthose zu entwickeln, die aufgrund ihrer Taschenaufteilung auch kompromisslos als Freizeithose im Alltag getragen werden kann.

Die Utility Light Shorts verfügt über sechs Taschen,
einen Kordelzug im Bund und ist optional auch mit
einem 50-mm-Gürtel ausrüstbar (Foto: Hersteller)


Taschenaufteilung
Die Shorts verfügt über insgesamt sechs Taschen. Die beiden Fronttaschen und die Tasche im hinteren Bereich der Hose sind per Reißverschluss zu verschließen. Außerdem besitzt die Utility Light zwei Gesäß- und eine Innentasche.

Hosenbund
Die Shorty ist mit einem elastischen Bund ausgestattet und verfügt zusätzlich über einen Kordelzug sowie Gürtelschlaufen, die einen fünfzig Millimeter breiten Gürtel aufnehmen können.

Material
Versastretch® Lite-Gewebe ist das Material der Wahl. Versastretch® ist leicht, schnelltrocknend und in vier Richtungen dehnbar.

Einsatzzweck
Die Utility Light Shorts sind geeignet als Freizeithose, Badehose und natürlich für jede Art von Fitnesstraining, insbesondere bei höheren Temperaturen. Der Verkaufspreis liegt bei etwa fünfzig Euro.

Athletisch-eng geschnitten, antibakteriell und
Lichtschutzfaktor 50: Das Functional T-Shirt besitzt
sehr angenehme Trageeigenschaften (Foto: Hersteller)


Functional T-Shirt
Das in drei Farbvarianten erhältliche Funktions-T-Shirt ist eine Neuerscheinung in 2024. Die Grundware des T-Shirts besteht aus 57 Prozent Sorona und 43 Prozent Polyester. Es ist athletisch-eng geschnitten und für sportliche oder andere körperliche Freizeitaktivitäten geeignet.

Seitlich sind kleine Taschen eingearbeitet
(Foto: Hersteller)


Sorona
Sorona ist eine halbsynthetische Chemiefaser, die vor etwa zwanzig Jahren vom DuPont Konzern patentiert wurde. Die Fasern sind besonders weich und schmutzabweisend und zeigen gleichzeitig eine hohe Festigkeit und Steifigkeit. Theoretisch kann Sorona zu 37 Prozent aus natürlichen Ressourcen (Maisglukose) hergestellt werden, weshalb es auch nicht als reine Kunstfaser, wie bspw. Polyester, gilt. Sorona verfügt daher auch über bessere Trageeigenschaften. Es ist antibakteriell und der Lichtschutzfaktor des T-Shirts liegt bei 50.
Natürlich ist auch Sorona eine pflegeleichte, schnelltrocknende Grundware.

Geruchsabweisend
Das Herstellerversprechen bei fast allen modernen Grundwaren, die für funktionale Sportbekleidung verwendet werden, ist die geruchsabweisende Eigenschaft. Hierbei ist die entscheidende Frage immer: Wie lange? Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass sobald ein Polyester-Anteil vorhanden ist, die Geruchsbelästigung nach einem Tag des Tragens inklusive sportlicher Aktivität nicht mehr zu leugnen ist.

Kleines Extra
Helikon-Tex wäre nicht Helikon-Tex, wenn nicht mindestens ein kleines Extra in das Kleidungsstück hineinkonstruiert worden wäre. Beim Functional T-Shirt sind das zwei Taschen, die links und rechts im seitlichen Saum angebracht wurden. Die Taschen haben etwa Smartphone-Größe und besitzen sogar eine Patte als Abschluss. Ob man jetzt wirklich ein Telefon darin unterbringen möchte oder nur die Zimmerzugangskarte für das Hotel oder eine kleine Geldbörse, bleibt individuelle Entscheidung des T-Shirt Trägers.

Service
Bezug über Camostore



Dienstag, 30. April 2024

Glock 17 Gen. 5 (9x19): 8.000 Schuss später

 

In den letzten Jahren hat sich die Glock Gen. 5 die anfallende Gesamtschussbelastung mit einigen ihrer Schwestern geteilt. Die Schussbelastung der Gen. 5 erhöhte sich daher lediglich um 3.000 Schuss auf insgesamt 8.000




Die Glock 17 Gen. 5 dient seit ihrer Anschaffung im Januar 2018 zum Vorschießen aller Übungen auf Kursangeboten von Akademie 0/500 und absolvierte bisher etwa 8.000 Schuss. Neben vielen Standardübungen, welche die Waffe dabei regelmäßig zu erfüllen hat, generierte sie ihren weitesten Treffer auf eine Distanz von 150 Metern auf eine Zielgröße von 45 cm mal 75 cm. Verschossen wurden dabei die Laborierungen GECO VM 8 Gramm, GECO SX VM 8 Gramm sowie einige hundert Schuss Behördenmunition AD60.


Im vorderen Bereich des Laufs und an der Innenseite des
Verschlusses lassen sich die 8.000 Schuss nicht mehr verleugnen.
Dieser Abrieb ist aber als nutzertypisch einzustufen


Glock Marksman Barrel (GMB)
Die Glockpistolen der Gen. 5 dürfen im Marktsegment der Gebrauchspistolen als überdurchschnittlich präzise betrachtet werden. Die Erfahrungen des Langzeittestes der letzten sechs Jahre zeigen, dass das Präzisionspotential der Gen. 5 dem „getunter“ Sportpistolen mindestens ebenbürtig ist, wenn nicht sogar übersteigt. Nichts ist präziser, als eine Glock mit Marksman Barrel.

Ein Patronenlager derart verschmutzt zu belassen,
ist nicht sinnvoll. Hier tut eine Reinigung not

Auch aus dieser Perspektive ist der nutzungstypische Verschleiß
an Lauf und Verschluss nach 8.000 ebenfalls zu erkennen


8.000 Schuss
Nach 8.000 Schuss zeigt das Innenleben der Waffe typische Abriebspuren. Im vorderen Bereich des Laufs und an der Innenseite des Verschlusses lassen sich die 8.000 Schuss nicht mehr verleugnen. Dieser Abrieb ist aber als nutzertypisch einzustufen.
Ebenso zeigt sich im vorderen Bereich des Verschlusses eine Abnutzung, die vom Holstern der Pistole herrührt.
Bei genauer Betrachtung ist an der linken Seite des Abzugszüngels ebenfalls eine Abnutzung zu erkennen. Diese wiederum sollte nicht auftreten. Dieser Schliff ist das Resultat, wenn der Schütze (in diesem Fall Rechtshandschütze) den Abzug nicht linear nach hinten zieht, wie es Lehrbuchmäßig der Fall sein sollte, sondern den Abzug beim Abkrümmen jedes Mal mit etwas Druck nach links bedient. Was wiederum Lehrbuchmäßig als Abzugsfehler gedeutet werden kann.

Der 100-m-Simulationsdrill: Einmal mit 90 Prozent und
einmal mit 80 Prozent. Die Gruppe auf dem unteren
Quadrat entstand mit integriertem Trockentraining


Robust Pistol Management
Auf dem ersten RPM in 2024 durchlief die Glock 17 Gen. 5 als Vorführwaffe das Kursprogramm.
Das Präzisionspotential der Waffe ist auch nach 8.000 Schuss noch unverändert hoch.
Der 100-m-Simulationsdrill konnte einmal mit 90 Prozent und einmal mit 80 Prozent absolviert werden. Als größtes Problem offenbarte sich das Augenlicht / die Sehfähigkeit des Schützen. Eingeschränkte Sehfähigkeit bedeutet kein gutes Visierbild und keinen guten Haltepunkt. Die Präzision der Schussabgabe reduziert sich merklich.
Darüber hinaus wurde der 5/1 Failure Drill innerhalb der Vorgabe Zeit von drei Sekunden absolviert. Der Schuss brach bei 0,94 Sekunden. Der 5/1-Drill wird standardmäßig aus Bereitschaftsposition „3“ und einer Entfernung von 6 Metern geschossen.
Am dritten Tag des RPM schoss die Glock 17 den L/R Standard. Eine Übung, die nacheinander das Schießen im beidhändigen Rechtsanschlag erfordert, gefolgt von einhändig rechts, einhändig links und beidhändig links. Der L/R Standard ist als Fortgeschrittenenübung einzustufen.

5/1 Failure Drill fehlerfrei und innerhalb von
drei Sekunden. Der erste Schuss kam bei 0,94

Der L/R Standard ist
eine Fortgeschrittenenübung


Service
Die nächsten Robust Pistol Management Kurse finden statt vom:
5. bis 7. Juli in Niederösterreich und vom
23. bis 25. August ebenfalls Niederösterreich
https://0-500.org/page.php?al=Termine

Prazisionsanspruch Kornbreite

Glock 17 Gen. 5 (9x19): 5.000 Schuss später

Sonntag, 28. April 2024

Langzeittest: Black Label M4 – Nr. 168

 

3 Tage Aufbaukurs Gewehr, April 2024

Gesamtschusszahl: 18.420 + 430 = 18.850
Davon mit SD: 860
Neuer Lauf bei: 13.400
Neuer Abzug bei
: 16.900

Störungen Typ I: 0
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 0




Während eines dreitägigen Aufbaukurs Gewehr bei Akademie 0/500® absolvierte das Black Label M4 weitere 430 störungsfreie Schuss. Die Waffe war bestückt mit der Sharp Rotpunktoptik von Oberland Arms inklusive 3-fach Vergrößerungsmodul.
Der Gewöhnungseffekt an ein Vergrößerungsmodul stellt sich sehr schnell ein. Insbesondere Schützen mit altersbedingter nachlassender Sehstärke können mit einer Rotpunktoptik und Vergrößerungsmodul noch einmal Trefferergebnisse im Spitzenbereich erreichen.
Lediglich an Tag 3 wurde die Waffe mit offener Visierung geschossen.



Anschuss-Scheibe 25 Meter
Das Einschießen des OA Sharp Sight bzw. die Haltepunktüberprüfung erforderte das Verstellen um ein Klick nach rechts.  (1. Gruppe schwarz, 2. Gruppe rot) Beide Gruppen sind grds. auswertbar, da sie mit dem Zeigefinger abgedeckt werden können.



Rifleman
Das Black Label absolvierte zweimal die Standardübung Rifleman. Einmal komplett fehlerfrei, einmal mit einem Fehlschuss am 400 Yards Ziel.
Beide Male wurde die Übung absolviert mit dem OA Sharp Sight und der 3-fach Vergrößerung. Diese Konfiguration bringt deutliche Vorteile beim Identifizieren des Ziels und erhöht die Präzision der Schussabgabe.

Verschmutzung
Der Verschmutzungsgrad des Black Label ist erheblich. Seit etwa drei Trainingssitzungen wurde die Waffe zwischendurch nur teilzerlegt und sporadisch gereinigt.
Eine Detailreinigung; inklusive Lauf; ist notwendig. Reinigungsintervalle AR-15
 





Donnerstag, 11. April 2024

38 Jahre Miami FBI Shootout

 

Am 11. April 1986 kam es in Miami bei einem missglückten Festnahmeversuch des FBI zu einem folgenschweren Schusswechsel. Der „Miami FBI Shootout“ gilt heute als eine der am gründlichsten analysierten Schießereien in der Historie zu Feuerwaffen. Gravierende Änderungen in Taktik und Bewaffnung waren die Folge

Oranger Hintergrund: Die Waffen der Täter. Darüber
blauer Hintergrund: Die verwendeten Waffen des FBI.
Links, rechts und darunter: Die Waffen, die dem FBI
am 11. April zur Verfügung gestanden hätten (Foto: FBI)


Der Miami FBI Shootout vom April 1986 ist das Lehrbeispiel schlechthin, wenn es um Analyse und Ableitungen einer nicht-militärischen Konfrontation mit Schusswaffen im Zwanzigsten Jahrhundert geht. Eine direkte Folge war die Einführung neuer und leistungsstärkerer Kurzwaffenkaliber und eine verbesserte Ausbildung im Bereich des „Kampfes um ein Fahrzeug herum“.
Aber auch im Ausbildungssegment des „Nachladens“ lässt der Miami Shootout mit teils frappierenden Resultaten aufhorchen.

Die Szenerie unmittelbar nach dem „FBI Miami Shootout“
am 11. April 1986. Dieses Ereignis führte zu einem
Paradigmenwechsel beim FBI und zur Einführung eines
stärkeren Kurzwaffenkalibers. Zuerst trat die 10mm Auto
in den Fokus, später die .40S&W (Foto: FBI)


Akteure und Bewaffnung
Beteiligte auf Seiten des FBI:
Ronald Risner (nicht verwundet), S&W Pistole M459, S&W M60 Back-Up Revolver
Richard Manauzzi (leicht verwundet), Waffe verloren, am Feuergefecht nicht beteiligt
Gordon McNeill (schwer verwundet), S&W Revolver M19
Edmundo Mireles (schwer verwundet), Remington Flinte 870, S&W Revolver M686
Gilbert Orrantia (schwer verwundet), S&W Revolver M13
John Hanlon (schwer verwundet), S&W Revolver M36
Benjamin Grogan (tot), S&W Pistole M459
Jerry Dove (tot), S&W Pistole M459
Verbrecher:
William Matix (tot), S&W Flinte M3000
Michael Platt (tot), Ruger Mini-14, S&W Revolver M586, Dan Wesson Revolver

Die blutverschmierte Smith & Wesson M 459 im Kaliber 9x19
von FBI Agent Dove bekam einen direkten Treffer aus
der Ruger Mini-14 in den Verschluss, welcher zur
Funktionsunfähigkeit der Waffe führte (Foto: FBI)


Miami 1986
Am Morgen des 11. April 1986 leitete ein Team des FBI eine Suche nach einem gestohlenen Fahrzeug Chevrolet Monte Carlo Modell 1979 ein. Die Identität der Verdächtigen war unbekannt. Jedoch gingen die FBI Beamten davon aus, dass das gestohlene Fahrzeug für einen Bankraub benutzt werden sollte.
Gegen 9:30 Uhr entdeckten die beiden FBI Beamten Grogan und Dove das verdächtige Fahrzeug und begannen die Verfolgung. Zwei weitere Fahrzeuge des FBI Teams schlossen sich an. Es wurde versucht, eine Verkehrskontrolle bei den Verdächtigen durchzuführen.
Schließlich wurde der Chevrolet Monte Carlo der Verdächtigen gerammt und abgedrängt. Die Kollisionen endete auf einem Parkplatz vor Haus Nummer 12201 Southwest 82nd Avenue.
Der Chevrolet der beiden Verdächtigen Matix und Platt wurde dabei auf der Beifahrerseite zwischen einem geparkten Auto und dem FBI Fahrzeug von Manauzzi Auto auf der Fahrerseite eingeklemmt. Richard Manauzzi verlor beim Aufprall der Fahrzeuge seinen Revolver.

Das Fluchtfahrzeug Chevrolet Monte Carlo eingeklemmt
zwischen dem zivilen Oldsmobile Cutlass (links) und
dem FBI Buick von Agent Manauzzi (rechts) (Foto: FBI)


Der Feuerkampf beginnt
Michael Platt eröffnete aus dem Chevrolet heraus mit seiner Ruger Mini-14 sofort das Feuer in Richtung Manauzzi.
FBI Agent John Hanlon verlor bei der Kollision ebenfalls seine Primärwaffe (S&W Revolver), konnte jedoch mit seiner Zweitwaffe S&W M36 am Feuergefecht teilnehmen.
FBI Agent Benjamin Grogan verlor beim Zusammenstoß seine Brille. Es wird gemutmaßt, dass sein Sehvermögen daraufhin derart beeinträchtigt war, dass er am Feuerkampf nicht effektiv teilnehmen konnte.

Das Fluchtfahrzeug wurde von Projektilen durchsiebt.
Beide Täter mussten durch die Seitenfenster ausbooten,
da die Türen blockiert waren (Foto: FBI)


FBI Mann Gordon McNeill wurde durch das Gewehrfeuer von Platt schwer verwundet. Platt feuerte dann mit seiner Mini-14 auf Mireles, der über die Straße rannte, um sich dem Kampf anzuschließen. Mireles wurde am linken Unterarm getroffen und schwer verwundet.

Michael Platt begann unter dem Deckungsfeuer von William Matix auszuweichen. Der bereits schwer verwundete Gordon McNeill feuerte sechs Schüsse aus seinem Revolver auf Matix ab, wovon zwei in Kopf und Hals trafen. Matix wurde vorübergehend bewusstlos. FBI Mann Gordon McNeill war aufgrund seiner Verletzungen nicht mehr in der Lage, seinen Revolver nachzuladen.

Die Position der Fahrzeuge am 11. April 1986
(Edmundo Mireles)


Michael Platt verließ das Fluchtfahrzeug durch das Fenster der Beifahrerseite. Er wurde dabei von einem Projektil aus der Dienstwaffe von Jerry Dove (9x19) in den Oberarm getroffen. Das Projektil durchschlug die Brust und kam laut Autopsie nur einen Zentimeter vor dem Herzen zum Stehen. Die Autopsie ergab des Weiteren, dass Platts rechte Lunge kollabiert war und seine Brusthöhle mehr als einen Liter Blut enthielt. Von den insgesamt zwölf Schusswunden, die Platt davontrug, war diese Wunde die Hauptursache für den Tod.
Michael Platt musste beim Ausbooten aus seinem Chevrolet über die Motorhaube eines anderen Fahrzeugs, eines Oldsmobile Cutlass, klettern. Dabei wurde er ein zweites und drittes Mal in den rechten Oberschenkel und den linken Fuß getroffen. Diese Schüsse wurden vermutlich von FBI Agent Dove abgefeuert.
Platt führte den Feuerkampf aus einer gedeckten Stellung hinter der Motorhaube des Oldsmobile Cutlass fort. Er feuerte mit seiner Mini-14 mehrfach auf die FBI Beamten Ronald Risner, Gilbert Orrantia sowie John Hanlon, Jerry Dove, Gilbert Orrantia und Benjamin Grogan. Währenddessen erlitt Platt mehrere weitere Schusswunden.

Michael Platt verließ seine Deckung und ging direkt auf die FBI Beamten zu, die entweder mit Nachladen oder ihren zahlreichen Schusswunden beschäftigt waren. Er umrundete, selbst schwer verwundet, das Heck des weißen FBI Buick und tötete die FBI Männer Grogan und Dove mit Schüssen seiner Mini-14 aus Nahdistanz. Dann versuchte er in das Fahrzeug der beiden zu steigen und den Tatort zu verlassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sein Komplize Matix das Bewusstsein wiedererlangt und stieg ebenfalls in das FBI Fahrzeug.
FBI Agent Edmundo Mireles feuerte insgesamt fünf Schüsse aus seiner Remington 870 auf Platt und Matix ab. Wegen seiner schweren Verwundungen musste er das einhändig tun und traf keinen von beiden.

Schematische Darstellung des Treffers aus Jerry Dove‘s
S&W M459 als Michael Platt durch die Seitenscheibe
des Chevrolets klettert (Foto: FBI)


Das Ende des Feuerkampfes
Platt versuchte, das FBI Fahrzeug zu starten. Mireles bewegte sich parallel zur Straße und dann direkt auf Platt und Matix zu. Er feuerte mit seinem S&W M686 sechs Schüsse auf die Verdächtigen ab. Der erste und zweite Schuss verfehlten ihr Ziel. Der dritte traf Matix im Gesicht und zersplitterte in zwei Teile, ohne ernsthafte Verletzungen zu verursachen. Der vierte traf Matix im Gesicht neben seiner rechten Augenhöhle, wanderte durch die Gesichtsknochen nach unten in den Hals, wo er in die Wirbelsäule eindrang und das Rückenmark durchtrennte. Der fünfte traf Matix ins Gesicht, durchschlug den Kieferknochen und den Hals und blieb an der Wirbelsäule stecken. Mireles erreichte die Fahrertür, streckte seinen Revolver durch das Fenster und feuerte seinen sechsten Schuss auf Platt ab. Das Projektil durchschlug Platts Brust, verletzte das Rückenmark und beendete die Schießerei.

Das Heck des FBI Buick, welches vom schwer verwundeten
Michael Platt umrundet wurde. Im Anschluss tötete er die
FBI Männer Grogan und Dove mit Schüssen seiner Mini-14
aus Nahdistanz (Foto: FBI)


Nachgang
In der sehr umfassenden Analyse des Miami FBI Shootout wurde u.a. festgestellt, dass die beiden Täter mit mehr Eindringtiefe; also höherer zielballistischer Wirkung; wesentlich eher hätten gestoppt werden können. Die von den FBI-Beamten verwendete 9x19 Munition bzw. die Patrone .38 Special +P (zum Teil verschossen aus kurzläufigen Back-Up Revolvern) erwiesen sich als zu schwach für diese Art eines Feuergefechts. Selbst aus Revolvern im Kaliber .357 Magnum verschossen die FBI Männer lediglich die weitaus schwächer Patrone .38 Special +P.
Mit der typisch US-amerikanischen Herangehensweise einer rein ausrüstungsorientierten Fehleranalyse, rückte die drei Jahre zuvor ins Leben gerufene Idee Jeff Coopers nach einem besonders leistungsstarken Pistolenkaliber in den Fokus der FBI-Beschaffer. Als Resultat wurde eine Double Action / Single Action (!) Pistole S&W 1076 im Kaliber 10mm Auto beim FBI eingeführt. Sehr bald zeigten sich beim täglichen Training und im Einsatz die Nachteile dieses kraftvollen Kalibers. Für die meisten FBI-Beamten war der Rückstoß beim Schießen nicht zu handhaben. Etwa nur ein Viertel der georderten S&W 1076 Pistolen wurden auch an das FBI ausgeliefert.
Smith & Wesson kürzte im Auftrag des FBI die 25-mm-Hülse der 10mm-Auto-Patrone auf 22 Millimeter. Das Kaliber .40 S&W war geboren und führte in den 1990er Jahren zur Beschaffung der Modelle Glock 22 und 23 beim FBI.

Die Position von Edmondo Mireles, der seine Flinte
Remington 870 einhändig leerschoss und dann die beiden
Täter mit seinem S&W M686 aus Nahdistanz tötete (Foto: FBI)


Zusammenfassung
Die als „Miami Shootout“ in die Geschichte eingegangene Schießerei war für das US-amerikanische FBI ein desaströses Feuergefecht. Die beiden Kriminellen erreichten mit ihren Langwaffen (Flinte Kaliber 12 und Ruger Mini-14 in .223 Rem) von Beginn an Feuerüberlegenheit und hatten aufgrund ihrer militärischen Vergangenheit bei den U.S. Marines und der 101st Airborne Division vermutlich auch den Combat-Mindset Vorteil auf ihrer Seite. Die Verwundungen der FBI-Agenten wurden ausnahmslos durch Einzel- oder Zweifachtreffer der Langwaffen verursacht. Während die beiden Verbrecher erst nach sechs bzw. zwölf Treffern aus den Handwaffen des FBI gestoppt werden konnten.

Fünf Minuten Feuergefecht – Dreißig Jahre Auswertung.
„FBI Miami Shootout“ ist eines der am tiefsten analysierten
Feuergefechte des Zwanzigsten Jahrhunderts (Foto: FBI)


Kritische Würdigung
Am „Miami Shootout“ waren zehn Personen beteiligt, er dauerte fünf Minuten und es wurden 145 Schüsse abgefeuert. Am Ende waren vier der zehn Beteiligten tot, vier schwer verwundet, einer leicht verwundet und nur ein Beteiligter blieb unverletzt. Ein Beteiligter, der leicht Verwundete, nahm am Feuergefecht überhaupt nicht teil, weil er seine Waffe verloren hatte.
Bezogen auf die weit verbreiteten Ausbildungsinhalte „schnelles Nachladen“ oder „taktisches Nachladen“ gibt der „Miami Shootout“ eine frappierende Antwort: Nachweislich haben von den zehn Beteiligten nur zwei überhaupt ihre Waffen nachgeladen: Platt seine Mini-14 und Dove seine Pistole S&W M459. Beide sind tot. Die taktische Ableitung „Wer nachlädt ist tot“ scheint sicherlich überzogen. Dennoch zeigt der „Miami Shootout“, dass „schnelles“ oder „taktisches“ Nachladen in einem realen Feuergefecht nur eine geringe Relevanz haben und daher keine prioritären Ausbildungsinhalte sein sollten.


Montag, 8. April 2024

Gewehrriemen von Kastinger

 

Die Marke Kastinger ist in Deutschland nicht sehr bekannt, obwohl sie seit über drei Jahrzehnten Ausrüstung für Militär herstellt und besonders im französischsprachigen Behördenbereich geschätzt wird. Das liegt vielleicht daran, dass Kastinger ein eher unauffälliges mediales Profil hat. Deswegen ist es an der Zeit einen genaueren Blick auf das Unternehmen und zwei ausgewählte Produkte zu werfen

Der Kastinger Gewehrriemen wurde ursprünglich für die
Schweizer Sturmgewehre Stgw 90 und Stgw 04/07 konzipiert


Von Johannes Heilmeier

Auf den Laufstegen Mailands und Paris sieht man bekanntlich die haute couture. Wer zwischen beiden Städten jettet überfliegt dabei die Ortschaft Chamonix-Mont-Blanc in den französischen Alpen. Seit 1991 ist hier das kleine Unternehmen Kastinger beheimatet das ebenfalls hochwertige Textilien herstellt, allerdings auf taktischer Ebene. Die lange Erfahrung in der Herstellung von Ausrüstung wie Magazintaschen, Kampfmittelwesten, Gewehrriemen und Rucksäcken für die französische und Schweizer Armee fließen in das Produktdesign, Materialauswahl und Fertigungsqualität ein. Seit einigen Jahren kooperiert Kastinger mit dem Präzisionsgewehrhersteller PGM Précision und hat das Produktsortiment für Waffenanwender erweitert. Einer der bekanntesten Artikel der Marke ist der Kastinger Gewehrriemen von dem wir zwei Varianten getestet haben und hier evaluieren werden. Die Produkte wurden direkt bei PGM Précision gekauft.

Die 416 Version verfügt zusätzlich über einen
Karabiner und einen Klettverschluss,…


Kastinger Suspender Strap
Es handelt sich um einen Zwei-Punkt-Gewehrriemen mit einem elastischen Part (und nicht um einen Bekleidungsartikel), den es in zwei Varianten gibt: Eine hier grün dargestellte Version, die ursprünglich für das Schweizer Stgw 90 (bzw. Stgw 04/07) konzipiert wurde, und eine sandfarbene 416 Version für AR-15 Systeme. Letztere hat ein paar zusätzliche Features, jedoch sind beide nahezu identisch und agnostisch was die Verwendung mit unterschiedlichen Waffenmodellen angeht. Beide haben gemein, dass sie aus feuerfestem Nomex gefertigt sind, was gerade für Gewehre mit kurzen Läufen von Vorteil ist. Außerdem sind sie sehr schmiegsam, so dass sie sich wie eine zweite Haut um die Schultern legen. Im Vergleich zu steiferen Materialien anderer Hersteller, die sich bei einem schnellen Anschlag im Schaftbereich verkeilen, und so den Schützen stören können, ist dies beim Kastinger Sling aufgrund seiner Flexibilität und dünnen Struktur nicht der Fall. Da er im vorderen Bereich elastisch ist, absorbiert er Stöße auf den Nacken, die zum Beispiel auf längeren Gefechtsmärschen unangenehm sein können. Beim Tragen auf dem Rücken sorgt der elastische Teil des Riemens für Bewegungsfreiheit, ohne dass sich das Gewehr lose hin und her bewegen kann, vorausgesetzt man hat ihn genügend gestrafft. Er lässt sich daher aber nicht als Schießriemen nutzen. Der mittlere Bereich ist breiter gestaltet, damit das Gewicht der Waffe besser auf den Schultern und dem Nacken verteilt wird, beziehungsweise der Riemen durch die größere Kontaktfläche mit dem Körper weniger leicht verrutschen kann. Dieses Prinzip findet auch bei den markant breiten Gewehrriemen der israelischen Armee seine Anwendung und ist mittlerweile auch kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Eine Polsterung ist nicht weiter nötig. Die 416-Version hat zusätzlich einen Karabiner, der die Befestigung am Gewehr und den beidseitigen Einsatz erleichtern soll. In der Realität konnte jedoch (noch) kein merklicher Vorteil festgestellt werden. Des Weiteren hat der 416er zwei Klettverschluss-Schlaufen, die es ermöglichen die nicht benötigte Gurtlänge einzurollen und zu verstauen, so dass sie den Schützen nicht behindert. Dies hat sich in der Praxis als sehr nützlich erwiesen.

…der zum Verstauen von
überschüssiger Gurtlänge dient


Service und Qualität
Die Qualität des Gewehrriemens ist hervorragend, wie sich an den verwendeten Materialien und der Fertigung in Handarbeit erkennen lässt. So ist es nicht verwunderlich, dass der Kastinger-Riemen auch in der Bedienungsanleitung des SG 553 (Stgw 04/07) von SIG Sauer als (fast schon obligatorisches) Zubehör beschrieben wird. In puncto Service ist eindeutig positiv zu bewerten, dass der Gewehrriemen des Autors von Kastinger repariert wurde, nachdem er beim Einsatz durch Mündungsfeuer beschädigt worden war. Dies wäre wahrscheinlich von anderen Marken, die in fernöstlichen Ländern produzieren, nicht zu erwarten gewesen.

Der elastische Part beim „Suspender Strap“ verleiht dem
Gewehrriemen in manchen Situationen Handhabungsvorteile
(Foto: Hersteller)


Fazit
Der Kastinger Suspender Strap ist ein hochwertiger Ausrüstungsgegenstand im Preissegment um die siebzig Euro, der sich durch seine Optik, Funktionalität und der Verwendung von durchhaltefähigen Materialien von Konkurrenzprodukten abhebt. Auch wer bereits einen Zwei-Punkt-Gewehrriemen besitzt, sollte trotzdem die Anschaffung in Erwägung ziehen, da in manchen Einsatzszenarien die besonderen Produktmerkmale des Kastingers von Vorteil sind.

Im Gegensatz zu fast allen anderen Hersteller fertigt
Kastinger die Gewehrriemen aus Nomex anstatt Cordura,
wodurch sich die Trageeigenschaften verbessern
(Foto: Hersteller)



Service
https://www.pgmprecision.com